In der Chemie ist eine „Reagenz“ ein Stoff, der Reaktionen bewirkt. Die hier als Arbeitstitel gewählte Überschrift bildet eine Klammer um zwei „Solo-Arbeiten“, die im Zusammenhang mit einem Online-Workshop zum Thema „Wahrnehmung“ sowie mit der Arbeit zu „Crossing Spaces“ entstanden sind. Beide geben als „Reagenzien“ einen kleinen Einblick, dass und wie die eigene Kunstform während der Arbeitsphase analysiert wurde und dies auch wieder Anderes in Gang brachte.
Reagenz 1
Natascha Irina Meißner, Robert Schumann Hochschule Düsseldorf
Reagenz 2
Anna-Lea Weiand, Kunstakademie Münster
[HÖREN]
Tief bis in’s vorgestellte Hirn,
kitzelt es in meinen Ohren.
Vibriert tönend deine Stimme,
und zerdrückt mir schier die Stirn.
[ÄUßERES FÜHLEN]
der Speichel deines Gebrülls
fliegt durch die Luft
Leuchtet auf im Licht
und landet dann,
sehr feucht,
auf meinem Gesicht.
[SEHEN]
und gülden leuchtet auch der Bach,
das Rinnsal deines Geiferns,
verliert sich variierend
ach/
Drunten deine nackten Zeh,
der Schuh, das Dach.
stehst wie ein Berg,
der Spann deiner Füße,
ein Wirrwarr von Mann.
ein schönes Werk.
[RIECHEN]
Der Duft von Tabak und Kaffee
umhüllt und ermattet mich.
schiebt sich dein Atem mir entgegen.
Ist’s der Tod? Was rieche ich?
[INNERES FÜHLEN]
Nun kämpft sich auch doch
Feuchtigkeit,
aus meinem Tränen Loch.
Der Magen zieht, Schleim im Rachen,
mir ist’s als würd ich kotzen müssen,
die Lippen zittern, ich werde kleiner
bis zu deinen Füßen.
Meine Sinne werden neblig,
Struktur der Gedanken? nur noch wenig.
Dann wie Alice, höher und höher
wachs’ ich wieder
werd’ stark wie eine Wand
Blicke des Gegenübers
Und ich reich’ dir leis’ meine Hand.
Und ohrenbetäubend laut, ja tosend,
noch viel expressiver als dein Gebrüll,
verstummst du, schweigst,
und es ward Still.